Förderverein für Stadtteilkultur in Südstadt-Bult
1961 beschloss die Stadt Hannover, in jedem Stadtteil – beginnend mit Linden – multikulturelle Stadtteil-Begegnungsstellen zu errichten. Das war ein Novum in Deutschland und wurde beispielgebend für Europa. Doch nach einigen Jahren und der Gründung mehrerer Stadtteilzentren fehlte der Stadt das Geld, um dieses Modell flächendeckend fortzuführen. Die Idee entstand, in den übrigen Stadtteilen vereinsgetragene Stadtteilkulturzentren zu etablieren – kleiner, mit weniger Personal, aber ebenfalls institutionell durch die Stadt Hannover gefördert.
Der Anfang in der Südstadt
Der damalige Fachbereichsleiter für Bildung und Qualifizierung, Dieter Wuttig, versuchte zunächst vergeblich, in der Südstadt einen Verein zu gründen. Doch es ergab sich eine Lösung: Der Bezirksrat Südstadt-Bult hatte Ende 1997 den Förderverein Südstadtbücherei Krausenstraße e.V. gegründet, um die von Schließung bedrohte Bücherei zu retten. Mitglieder des Bezirksrats und engagierte Einwohner*innen erklärten sich bereit, zusätzlich einen multikulturellen Treffpunkt zu schaffen – unterstützt von Dieter Wuttig und dem damaligen Vereinsvorsitzenden Detlef Schmidt.
Die erste Angestellte – und eine Rumpelkammer
Was brauchte man dafür? Zunächst eine Angestellte oder einen Angestellten mit einem Masterabschluss in Kulturpädagogik – und einen Raum in der Südstadt.Zum 1. April 2000 wurde Anke Pauselius ausgewählt. Ihren neuen Arbeitsplatz fand sie in einer leergeräumten, düsteren Rumpelkammer im Haus der Jugend. Ihre ersten Aufgaben: einen Schreibtisch, einen Stuhl und einen PC organisieren – und den Kontakt zu den Mitarbeiter*innen des Hauses aufnehmen. Gerade wurde dort ein Kinderzirkus geplant – Ankes erstes Kooperationsprojekt. Unterstützt von der damaligen Vereinsvorsitzenden und Bezirksbürgermeisterin Gabi Schröter, entstand daraus der Kinderzirkus „Salto“. Eine erste Bewährungsprobe gab es kurz vor der Premiere: Das Zirkuszelt riss zwei Tage vorher. Gabi und Anke fanden jemanden zum Flicken – der Zirkus wurde eröffnet und existiert bis heute: Norddeutschlands größter Kinderzirkus mit 120 jungen Artist*innen und einem neuen Zelt, betrieben vom Haus der Jugend.
Ein Schaufenster zur Stadtteilkultur
Der nächste Schritt: ein Ladenlokal in der Schlägerstraße – zwei Räume, großes Schaufenster. Eine enorme Verbesserung. Auf einem Foto von der Eröffnung sieht man Anke im Türrahmen und Gabi Schröter am Tisch.Auch wenn es noch kein vollwertiger Treffpunkt war, blieb der Name „Kulturbüro“ – heute noch schwach über dem Schaufenster zu erkennen.In den folgenden zehn Jahren vernetzte Anke das Kulturbüro mit vielen Einrichtungen im Stadtteil: dem Spielpark Tiefenriede, Jugendtreffs, Senioreneinrichtungen, der Kunstschule KunstWerk, freien Künstler*innen, Schulen, Horten, Kitas, Kirchen und der Südstadtbibliothek.So wurde aus Dieter Wuttigs „Entwicklungspartnerschaft“ (ein Begriff, den er eigens für dieses Projekt prägte) ein vollwertiger, gleichberechtigter Standort für interkulturelle Stadtteilarbeit – neben 13 weiteren vereinsgetragenen Kulturtreffs in Hannover.Mit der Besetzung einer zweiten Stelle durch Christiane Brettschneider konnte das Programm deutlich erweitert werden.
Der Umzug – und die Baustelle
Ein erneuter Umzug brachte das Kulturbüro in seine heutigen Räume – zunächst vermietet durch die Athanasius-Kirchengemeinde, später verkauft an das Architekturbüro Felsmann & Co., das das Haus sanierte und umbauen ließ. Diese Jahre auf der Baustelle waren staubig, chaotisch und kaum planbar – aber das Team hielt durch. Wir, der heutige Vorstand, danken allen Beteiligten ausdrücklich für ihr Engagement in dieser Zeit.
Die Südstadtbibliothek – und ein neuer Name
2013 wurde der jahrelange Streit um den Erhalt der Südstadtbibliothek mit einem Kompromiss beendet: Die Stadtteilbibliothek wurde zur Kinder- und Jugendbibliothek Südstadt verkleinert – mit dem Ratsversprechen, daran nichts mehr zu ändern. Daraufhin änderte der bisherige Förderverein 2014 seinen Namen und seine Satzung in: Kulturbüro Südstadt e.V. – Förderverein für Stadtteilkultur in Südstadt-Bult. Seine Hauptaufgabe ist heute die Unterstützung und Weiterentwicklung des Kulturbüros.
Heute – 25 Jahre Kulturbüro Südstadt
Das Kulturbüro Südstadt gibt es nun seit 25 Jahren, heute arbeiten dort drei Mitarbeiterinnen auf zwei Vollzeitstellen. Die Zahl der Vereinsmitglieder wächst stetig – aber: Es gibt noch Luft nach oben!