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Die unentdeckte Insel

von Samuel Wolf

An einem Montagmorgen brach das Forscherteam OCEANworld in Richtung Antarktis auf, um dort seltene Meeresbewohner zu suchen. Sie fuhren nicht mit dem Schiff, wie es viele Forscherteams bisher taten, sondern sie flogen mit dem neuen KAMLAN. Das hochmoderne Flugzeug war an allen Seiten mit Kameras ausgestattet, konnte sehr lange fliegen und auch auf dem Wasser landen. Der KAMLAN hatte auch eine spezielle Kamera, die eine Wärmebildkamera war und mit der man gleichzeitig Dinge sehr nah heranzoomen konnte – sogar im Wasser. Zudem hatten die sechs Forscher Ferngläser dabei, mit denen man zugleich Fotos machen konnte. Außerdem hatten sie einen Tauchroboter, der 270 Meter tief tauchen konnte, Videos und Fotos machte und einen Greifarm hatte. Ein Speed Boot, das bis auf 120 Knoten beschleunigen konnte und mit Solar angetrieben wurde, gehörte zur weiteren Ausrüstung des Forscherteams sowie ein Laserstrahler, der wichtige Aufgaben an Land und im Wasser erledigen sollte.

Sechs Monate wollte das Forscherteam auf Expedition sein. Nach 32 Tagen entdeckten sie mit einer der Kameras am Flugzeug an der Meeresoberfläche einen roten Punkt. Es war eine der seltensten Quallen, die es noch gab und die vom Aussterben bedroht war. Sofort ließen die Forscher ihren Roboter und zwei Teammitglieder mit dem Speed Boot aufs Meer gleiten. Sie konnten sich der Qualle bis auf wenige Meter nähern und sie gut beobachten. Doch plötzlich tauchte die Qualle ab. Der Tauchroboter, den die Forscher ins Wasser ließen, folgte der Qualle. Da kam ein Funkspruch von den Kollegen, die etwas sehr Ungewöhnliches entdeckt hatten.

Aus dem Flugzeug heraus hatte das Team mit der Kamera eine Insel entdeckt, die es in diesem Gebiet eigentlich nicht gab. Die Forscher überprüften die Koordinaten auf der Landkarte, um sicher zu sein, dass sie auf dem richtigen Kurs waren. Das waren sie. Nur die Insel gehörte hier nicht hin. Sie beschlossen, sich das Eiland aus der Nähe anzuschauen. Die Forscher im Flugzeug flogen über die Insel, um nach einem Landeplatz Ausschau zu halten. Die zwei Forscher auf dem Boot sollten zuerst mit dem Tauchroboter die seltene Qualle fotografieren und dann mit dem Speed Boot zur Insel kommen. Die beiden Wissenschaftler machten mit dem Tauchroboter sehr schöne Fotos von dem Tier. Dann fuhren sie in Richtung der gerade entdeckten Insel. Plötzlich streikte der Motor des Speed Bootes. Es gab nur ein kurzes Geräusch, dann war alles still. Die zwei Forscher versuchten, über das Satellitentelefon die Kollegen anzurufen und um Hilfe zu bitten. Doch auch das Telefon fiel aus, kurz bevor sie mitteilen konnten, dass sie in Not waren. Die Forscher gerieten in Panik, denn nun war die gesamte Technik ausgefallen!

In der Zwischenzeit hatte der andere Teil des Forscherteams einen Landeplatz gefunden und war gelandet. Sie sahen sich die Umgebung ein wenig an und sandten ihre Drohne aus, um Fotos von der unbekannten Insel zu machen. Als sich ihre beiden Kollegen mit dem Speed Boot nicht meldeten, machten sie sich Sorgen. Sie sandten einen Funkspruch ab, doch darauf erhielten sie keine Antwort.

Die Forscher auf dem Boot hatten mittlerweile den Grund für das Ausfallen der Geräte gefunden. Es war eine Wolke, die allen Dingen den Strom entzog. Plötzlich hörten sie über sich das Geräusch einer Drohne. ‚Die Kollegen haben bestimmt die Drohne losgeschickt‘, dachten sie. Über ein Mikrofon, das an der Drohne befestigt war, konnten sie sich mit dem restlichen Forscherteam besprechen. Sie verabredeten mit den Kollegen, dass sie auf dem Speed-Boot bleiben sollten, bis die Wolke vorbeigezogen war. Nach zwölf Stunden war es soweit: die Wolke war weg und das Speed Boot hatte wieder Strom. Sie konnten endlich zu ihrem Team und zur unbekannten Insel fahren. Auf der Insel erwarteten sie schon die anderen. Sie beratschlagten, wie es nun weitergehen sollte. Als erstes erstellten sie eine Übersichtskarte von der Insel. Dabei halfen ihnen die Fotos, die die Drohne aufgenommen hatte. Sie gingen in einen dichten Wald, der direkt an den Strand, an dem sie ihr Quartier aufgebaut hatten, angrenzte. Sie hatten den Eindruck, dass hier auf der Insel noch nie Tiere oder Menschen gewesen waren. Es sah alles so unberührt aus. Jede Pflanze, konnte sich auf die Weise entwickeln, wie sie wollte. Der Wald glich somit einem Dschungel, durch den man nur schwer hindurch kam.

Dann entdeckten sie einen Baum mit vielen bunten Blättern in allen Farben. Als sie näher kamen, sahen sie auf einem Blatt einen Schriftzug, aber die Schrift war dem Forscherteam unbekannt. Das Speziallesegerät, das ein Forscher am Gürtel trug, konnte die Schrift entziffern: „Jeder von Euch hat einen Wunsch frei“, stand da. Sie wünschten sich gemeinsam, dass sie noch mehr Sonderbares entdeckten und berühmt werden würden. Noch bevor sie den Wunsch in ihr Gerät geschrieben hatten, entdeckten sie eine Spur im Sand. Die war sonderbar und konnte nicht von einem bekannten Tier stammen. Das hatten sie über ihre Geräte geprüft. Eine derartige Spur war noch nie auf der Welt aufgenommen worden. Sie gingen der Spur nach, als sie ein merkwürdiges, helles Schreien hörten. Da sahen sie einen Schatten hinter einem riesigen Holzberg verschwinden. Sie schlichen sich an und entdeckten im Holz viele unbekannte Tiere: Sie sahen aus wie Komodorowane. Das hatte den Forschern das Lesegerät verraten. Die Tiere hatten Stachel, die lilafarben waren und glichen ein wenig dem Igel. Als die Lebewesen bemerkten, dass sie beobachtet werden, schrien sie so laut, dass sich die Wissenschaftler die Ohren zuhalten mussten und davon rannten. Einer der Forscher bemerkte auf der Flucht, dass das Gerät fehlte, welches er am Gürtel getragen hatte und das die Spuren der Tiere identifiziert hatte. Verloren hatten sie es auf keinen Fall, da war er sich sicher. Aber wie war es weggekommen? Die Forscher hatten die Vermutung, dass die eigenartigen Tiere dahinter steckten. Also gingen sie nochmals zurück zu dem riesigen Holzberg und sahen sich die Tiere genau an: Sie trugen ein dichtes Fellkleid, hatten große Augen und die Füße waren mit Schwimmhäuten versehen. Die Forscher nannten die Tiere Komige und schrieben das in ihre Geräte. Ein Mitarbeiter aus dem Team entdeckte plötzlich, dass eines der Tiere mit dem Gerät, das sie suchten, spielte. Als die Komige die Wissenschaftler abermals entdeckten, kam plötzlich eines der Tiere auf sie zu gerannt und schoss einem Forscher seinen lila Stachel ins Bein. Der Forscher brach sofort bewusstlos zusammen. Zwei der Forscher kümmerten sich um den Verletzten, die anderen waren damit beschäftigt, die restlichen Komige abzuwehren. Zum Glück waren es nicht so viele. Sie entrissen dem einen Tier das vermisste Gerät und flüchteten mit der gesamten Mannschaft in ihr Lager am Strand. Von dort aus starteten sie ihr Flugzeug und flogen nach Hause. Die Daten, die sie auf der Insel gewonnen hatten, werteten sie zu Hause intensiv aus und erkannten erst dabei, was für eine großartige Entdeckung sie gemacht hatten. In den nächsten Jahren kamen viele Forscher auf die neue Insel, um Dinge zu entdecken und zu lernen.

Das Forscherteam der OCEANworld wurde weltberühmt. Sie bauten auf der Insel eine kleine Forschungsstation auf, von der man die Insel überblicken konnte. Den Rest der Insel überließen sie der Natur.