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Der Mord und die Zukunft

von Aina Brummer Roig

Teil 1
Das Drama

Leia und Leo saßen in der Bahn und lutschten genüsslich Zitronendrops. Beide waren 12 Jahre alt und beide hatten leuchtend grüne Augen. Leia hatte sehr dunkle Haut, sie war fast schwarz. Leo`s Haut hingegen war sehr blass. Leo war Leia`s bester Freund.

Während der Zugfahrt sagte Leo plötzlich: „Oh nein! Da ist Prof. Miles! Und wir müssen jetzt aussteigen!“ Sie stiegen aus der Bahn und wollten davon gehen, als Leia flüsterte: „Hey, schau mal dieser komische Typ sieht die ganze Zeit Prof. Miles an. Ist das nicht verdächtig?“ „Nö“, brummte Leo und wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen, als Leia schrie: „Der Typ bedroht ihn mit einer Pistole!“ Alle Leute fuhren herum und schrien auf. Denn tatsächlich, der Typ richtete eine schwarze Pistole auf Prof. Miles. Alle sahen entsetzt zu, wie der Typ den Auslöser der Pistole drückte. Jeder sah in Zeitlupe, wie die Patrone durch die Luft sirrte und Prof. Miles mitten in die Brust traf. Für einen Moment stand er Kerzengerade, dann fiel er langsam, wie eine Säule, zu Boden. Stille, Kreischen, Stolpern – alle Leute rannten weg, nur Leia blieb stehen und sah verstört auf die Leiche von Prof. Miles. Als der Mörder losrannte, ging ein Ruck durch ihren Körper und sie rannte hinterher. Leo stolperte zuerst und eilte dann auch hinterher. Sie folgten dem Unbekannten durch etliche Straßen, als er in eine Gasse lief und verschwand. „Wo ist er hin?“, schrie Leia. Tränen flossen über ihr hübsches Gesicht, auch Leo weinte stumm, denn der Schock über den Tod von Professor Milles saß bei beiden tief. Leo schluckte, begutachtete die Mauer, an der die Straße endete und fasste sie an. Plötzlich verschwand er. „Leo!“, rief Leia und ging näher an die Wand. Sie zögerte, die Wand zu berühren, doch schließlich ging es hier um Leo, ihren besten Freund. Sie atmete tief ein, dann berührte sie die Mauer. Sie wusste, dass sich ihr Leben schlagartig ändern würde. Sie verlor das Bewusstsein.

Teil 2
Eine ( Neue ) Welt

Leia erwachte auf einer Wiese und sah das Gesicht ihres besten Freundes vor sich. Der rief erfreut: „Endlich bist du wach!“ „Wo sind wir?“, fragte sie verwirrt. „Fragen wir diese Frau da.“ Leo deutete auf eine große hübsche Frau mit blonden Haaren. Die Frau lächelte und sagte mit zuckersüßer Stimme:
„Was wollt ihr hier?“ „Wir wollten fragen, wo wir hier sind“, sagte Leo mit fester Stimme. „Folgt mir, ich bringe euch zu meinem Haus“, sagte die Frau. Normalerweise wären die beide nie mit jemandem mitgegangen, aber jetzt folgten sie der Frau gehorsam. Sie gingen durch etliche Straßen, begegneten aber keinem Auto. Alle Personen waren zu Fuß unterwegs, überall wuchsen Pflanzen und es gab Baumhäuser. Die zwei Freunde staunten. Die Frau, die Mary Willkins hieß (die Freunde hatten nach ihrem Namen gefragt), blieb vor einer Treppe stehen und ging sie hinauf. Oben angekommen standen sie vor dem imposantesten Baumhaus, das sie je gesehen hatten. Sie gingen hinein. Überall war Luxus – ein riesiger Fernseher, große Sofas … einfach alles war Luxus. Mary bat sie, sich zu setzten. Sie nahmen Platz und erzählten Mary alles, was passiert war. Mary hörte aufmerksam zu und nickte zwischendurch. Am Ende sah sie die Kinder an und sagte: „Wir hier haben nicht das Jahr 2020, sondern 3030!“ Die Kinder schauten sich erschrocken an. „Was, wir sind in der Zukunft?“, krächzte Leo entsetzt. „Ja, das seid ihr“, sagte Mary. „Ich bringe euch am besten zum Polizeihauptmann.“ Sie gingen die Treppen hinab und bogen durch etliche Straßen. Als Leias Handy plötzlich einen Ton gab, sah sie sich die eingegangene Nachricht an und stieß triumphierend die Faust in die Luft. „Schau mal, Leo! Meine Kamera war während des Mordes eingeschaltet und hat alles gefilmt!“ „Super!“, rief Leo. „Jetzt haben wir Beweise!“ Beide waren so glücklich, dass sie gar nicht bemerkten, wie sie von Mary in eine dunkle Gasse geführt wurden. Plötzlich war Mary verschwunden. „Mary!“, rief Leon und versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Er spürte, wie Leia zitterte. Dann, ohne Vorwarnung, bekamen beide einen fürchterlichen Schlag ab und sahen nur noch, wie eine große Person verschwand, bevor ihnen die Sinne schwanden.

Teil 3
Die Offenbarung

„Leia, Leo!“, rief eine vertraute Stimme. Es war Mary. „Was ist passiert?“, fragten Leia und Leo gleichzeitig. Beide hatten eine riesige Beule am Kopf und lagen am Boden. „Ich weiß es nicht“, gestand Mary. „Ich habe mit euch geredet, als ihr plötzlich verschwunden wart. Daraufhin habe ich euch gesucht und hier bewusstlos gefunden. Ist alles okay mit euch, was ist passiert?“, fragte sie. „Ich erinnere mich nur daran, dass jemand, eine große Person, mich schlug“, sagte Leia. „Das tat höllisch weh.“ „Genau.“, sprach Leo. „Diese große Person muss der Mörder gewesen sein!“ „Leia, wo ist dein Handy?“, fragte Leo. Leia suchte es, aber fand es nicht. „Es ist weg!“ Leo fluchte und schaute zu Mary. „Kannst du uns zur Polizei bringen?“ „Klar“, flötete sie und ging weiter. Sie folgten ihr erschöpft, müde und hungrig. Dann standen sie irgendwann vor einem dicken Baum, in den mindestens drei Fußballfelder hineinpassten. Aber sie waren so erschöpft, dass sie das noch nicht einmal richtig wahrnahmen. Mary klopfte an den Baum und ein freundlicher kleiner Wachmann öffnete die Tür. „ Oh, hallo M`am.“ „Hallo“, erwiderte Mary. „Dürften wir hineinkommen?“, fragte sie ungeduldig und war schon halb durch die Tür, als der Wachmann „Jaja, natürlich“ murmelte. Sie gingen einen langen Flur entlang, der an einer Tür endete. Der Wachmann stieß die Tür auf und führte sie in einen kargen Raum mit vier Stühlen. Alle setzten sich und die Kinder fingen an, von den Ereignissen des letzten Tages zu erzählen. Der Wachmann hörte gut zu und nickte am Ende. „Oha, das ist aber n`e turbulente Geschichte, mhh, aber ich glaube euch, denn die Verbrecher sind näher als wir denken.“ „Was meinen Sie damit?“, fragte Leia. „Nichts, nichts“, sagte der Polizist. „Diese Stadt ist sehr klein, das meinte ich damit.“ „Unser Beweis ist leider geklaut worden“, berichtete Leo. „Nicht ganz“, meinte Leia und holte eine Speicherkarte aus ihrer Jeanshose. „Hier ist das Video drauf“, jubilierte sie. „Oh mein Gott“, das war schlau!“, rief Leo und sagte: „Kann man auf dem Video das Gesicht des Täters sehen?“ „Klar“, antwortete Leia. „Ich bin ihm hinterhergelaufen!“ „Okay“, sagte plötzlich eine bedrohliche Stimme hinter ihnen. „Jetzt dreht ihr euch hübsch langsam um und gebt mir die Speicherkarte!“ Sie drehten sich um und erschraken. Mary Willkins hielt eine Pistole in der Hand und zielte damit auf Leia und Leo.

Teil 4
Die böse Überraschung

„Mary!“, keuchte Leo und verstand rein gar nichts mehr. „Du warst es!“ „Oh, ja ich war es“, schrie sie. „Du,… du hast Prof. Miles umgebracht.“ „Nein“, sagte Mary. „Das war mein Chef“ und streckte erwartungsvoll die Hand aus. „Wir geben die Speicherkarte nicht her!“, rief Leo und schrie den Wachmann an: „Tun Sie doch irgendetwas!“ Der Wachmann rief zurück: „Sie hat meine Pistole!“ Mary schaute zum Wachmann. Auf diesen Moment hatte Leia gewartet. Blitzschnell trat sie Mary die Pistole aus der Hand, nahm Leo, rannte zur Tür und wollte sie aufstoßen, als sie spürte, wie eine Hand ihren Oberarm packte und sie eisern festhielt. Sie drehte sich um und erkannte den Wachmann. „Du, …du bist der Chef von Mary!“, stellte sie fest und schluckte. „Erfasst“, rief er und zerrte sie zu einem Stuhl, um beide zu fesseln. Leia hielt die Speicherkarte immer noch in der rechten Hand. „Warum habt ihr Prof. Miles getötet, warum nur?“ „Nun denn“, sagte der Wachmann. „Weil er zufälligerweise ein paar Tage zuvor meine Kollegin“, er deutete mit dem Kopf auf Mary, „…gesehen hatte. Sie hatte gerade die reichste Bank der Welt ausgeraubt.“ Der Mann holte tief Luft: „Da beschlossen wir, den Professor zu töten.“ „Genau“, sagte Mary und beugte sich zu Leia. „Jetzt her mit der Speicherkarte, Mädchen!“ „Niemals!“, schrie Leia und warf den Tisch um, der vor ihr stand. Der Tisch fiel auf den Fuß des Wachmanns und der schrie vor Schmerz auf, während Mary die Pistole aus der Hand fiel. Diesen Moment nutzte Leo, um seine Uhr vom Handgelenk mit dem Mund zu lösen und warf sie auf den Boden. Dann nahm er vorsichtig die Scherben des Uhrenglases mit den Fingerspitzen und rieb sie an die Fesseln an seinen Armen, die Stück für Stück auseinanderrissen. Er streifte die Fesseln von seinen Handgelenken und befreite Leia. Sie wollten gerade die Flucht ergreifen, als Leo am Knöchel gepackt wurde. Entsetzt sahen sie, dass Mary ihn festhielt, während der Wachmann mit der Pistole auf sie zielte. Nun war alles verloren. 

Teil 5
Ende gut alles gut

In diesem Moment flog die Tür auf und ein Polizist stürzte herein. Er schlug dem Wachmann die Pistole aus der Hand, trat Mary auf die Finger und warf sie auf den Boden. Dann fesselte er die beiden und legte Leia und Leo jeweils eine Hand auf die Schulter.  Er sagte: „Es sieht so aus, als wäre ich im letzten Moment gekommen. „Ja“, sagten Leia und Leo im Chor. Beide waren glücklich, nicht wieder von Pistolen bedroht zu werden. In den nächsten Tagen (Mary und der Wachmann wurden festgenommen) wohnten die Kinder in einem Hotel de luxe. Nach einer Woche schlug der Polizist vor, dass sie in die Vergangenheit zurückkehren sollten.  „Aber wie?“, fragten die Freunde. „Ich weiß es“, sagte der Polizist und führte sie an die Stelle, wo sie am Anfang aufgetaucht waren. Dann sagte er „Tschüss und viel Glück!“ Er wedelte in der Luft herum und den Kindern erschien der vertraute Sog. Sie winkten auch und traten in den Sog.